Die Lyndahl-Expedition (German Edition) by Ulmer Wolfgang

Die Lyndahl-Expedition (German Edition) by Ulmer Wolfgang

Autor:Ulmer, Wolfgang [Ulmer, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-08-16T22:00:00+00:00


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Mein erster Flug mit Daniel Subara, damals über dem Lilafeld, war gewiss auch schon ein Erlebnis gewesen. Doch der zweite geriet im Vergleich dazu zu einer unbeschreiblichen Sensation, die mich endgültig in helle Begeisterung für unsere neu gewonnene Welt versetzte. Diesmal werde er mir etwas zeigen können, hatte mir Daniel schon vor dem Flug versprochen. „So etwas haben Sie noch nicht gesehen, Doc! – Ich sage Ihnen: Sie werden Augen machen ...“

Und er sollte Recht behalten.

Das Lilafeld hatten wir schon lange hinter uns gelassen. Das Licht draußen war, wie gewohnt, rot und einschläfernd. Der große Fluss wälzte sich wie ein spiegelndes Band träge unter uns dahin. Die Sicht reichte nicht besonders weit in die Ferne. Aber mir blieb trotzdem nicht verborgen, dass das Umland allmählich welliger wurde. Nach einer Weile hatte ich den Eindruck, dass sich die Fluten unter uns beschleunigten, je weiter wir stromaufwärts vorankamen. Ich wies Daniel auf meine Vermutung hin, und er gab mir schmunzelnd Recht. Wie um mir zu beweisen, dass ich mich nicht getäuscht hatte, ließ er die Maschine ziemlich tief sinken, bis sie wirklich nur noch in recht geringer Höhe über die Fluten hinweg huschte. Nun zeigte sich deutlich, dass das Wasser hier wirklich alles andere als ruhig floss: die Oberfläche spritzte rau und aufgewühlt, und die Geschwindigkeit der Strömung hatte mächtig zugenommen.

Eine Weile hatte ich den Blick nach vorne vernachlässigt. So wurde ich ziemlich überrascht, als plötzlich die Felsbarriere vor uns auftauchte. Direkt in unserer Flugrichtung entsprangen die wild gewordenen Wassermassen einer trichterartigen, tief eingeschnittenen Schlucht, – einem wahren Höllenschlund, dem wir genau entgegensteuerten. Dichter Dunst schien über dem hinteren Ende zu treiben. Als ich endlich begriff, was wir da vor uns hatten, blieb mir vor Schreck fast der Atem weg.

„Halten Sie sich fest, Doc: jetzt geht’s los!“ verkündete mir Daniel grinsend.

Er zwang unsere Maschine mit einem atemberaubenden Steigflug in die Höhe, während von allen Seiten der langen Schlucht bereits tosende Wasserfälle nahe an uns heranstürzten. Und es wurden immer wuchtigere und wuchtigere Wassermassen. Der Schrei blieb mir im Hals stecken. Rund um uns tobte die Gischt. Wir näherten uns bereits dem hinteren Ende der Schlucht, in die sich die Fluten von drei Seiten gleichzeitig ergossen. Doch die Nase unseres Gleiters zeigte nun kühn nach oben, und endlich stiegen wir auf den Nebelschwaden über die Kante des Grabenbruchs hinaus.

Während wir die höhere Ebene erreicht hatten, befanden wir uns plötzlich über einem großen, weitläufig ausgedehnten See. Zurückblickend erkannte ich hinter uns noch die Schlucht, – einen vom See umflossenen Graben, in den sich das Wasser über eine Länge von mehreren hundert Metern von drei Seiten gleichzeitig wie in einen riesigen Überlauf ergoss. Doch damit war das Schauspiel noch längst nicht zu Ende. Vor uns, am Kopf des Sees, nahte bereits die nächste Barriere, – diesmal eher in Form einer breit gefächerten Arena unzähliger Wasserfälle, die sich auf getrennten Wegen in Form vieler einzelner Flüsse und Kaskaden ihren Weg zwischen den zerklüfteten Klippen suchten. Unsere Maschine stieg weiter, überwand auch diese Barriere und erreichte dadurch den nächst-höheren See.



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